

US-Sondergesandter besucht Damaskus - umfangreiches Energieabkommen unterzeichnet
Ein halbes Jahr nach dem Machtwechsel in Syrien sind die USA einen weiteren Schritt auf das Land zugegangen. Am Donnerstag besuchte der kürzlich ernannte US-Sondergesandte Thomas Barrack die syrische Hauptstadt Damaskus und eröffnete dort 14 Jahre nach Schließung der US-Botschaft die Residenz des Botschafters wieder. Im Beisein des US-Gesandten wurde zudem ein sieben Milliarden Dollar (6,1 Milliarden Euro) schweres Energieabkommen unterzeichnet.
AFP-Fotografen waren zugegen, als die US-Flagge an der Residenz unter strengen Sicherheitsvorkehrungen gehisst wurde. Das Gebäude befindet sich nur wenige hundert Meter von der US-Botschaft im Viertel Abu Rummaneh entfernt.
Zudem wurde im Beisein Barracks und des syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa ein Energieabkommen zwischen Syrien und einem Konsortium aus Firmen aus Katar, den USA und der Türkei unterzeichnet. Das Vertragswerk sieht nach offiziellen syrischen Angaben die Erzeugung von 5000 Megawatt an Elektrizität vor - was in etwa der Hälfte des Strombedarfs im Land entspricht.
Der US-Sondergesandte Barrack schlug in Damaskus zudem zur Befriedung des seit Jahrzehnten bestehenden Konflikts zwischen Syrien und Israel einen "Nichtangriffspakt" vor. Dieser solle am Beginn eines "Dialogs" zwischen den seit 1948 offiziell im Kriegszustand befindlichen Nachbarstaaten stehen, sagte Barrack dem saudiarabischen Nachrichtensender Al-Arabija. "Das Problem zwischen Syrien und Israel kann gelöst werden", sagte Barrack.
Syrien und Israel befinden sich seit 1948 offiziell im Kriegszustand miteinander. Seit dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad und der Machtübernahme al-Scharaas hat die israelische Armee zahlreiche Stellungen der syrischen Armee angegriffen - mit dem erklärten Ziel, zu verhindern, dass technisch ausgefeilte Waffen in die falschen Hände geraten. Al-Scharaa war als Anführer der islamistischen Miliz HTS an die Macht gelangt und früher als dschihadistischer Kämpfer aktiv.
Zudem hat die israelische Regierung Konsequenzen angedroht, sollte die Regierung in Damaskus die drusische Minderheit im Land nicht vor Gewaltausbrüchen schützen. Al-Scharaa hatte zuletzt erklärt, sein Land führe "indirekte Gespräche" mit Israel, um die Spannungen zu verringern.
US-Präsident Donald Trump unterstrich anlässlich von Barracks Besuch die Bedeutung Syriens für eine friedliche Zukunft in der Region. Der neue Sondergesandte Barrack sei "sich bewusst, dass die Zusammenarbeit mit Syrien ein großes Potenzial birgt, um Radikalismus zu bekämpfen, die Beziehungen zu verbessern und den Frieden im Nahen Osten zu sichern", erklärte Trump laut einer Mitteilung des US-Außenministeriums im Onlinedienst X.
Trump hatte Mitte Mai am Rande einer Reise in die Golfstaaten erstmals al-Scharaa persönlich getroffen. Der US-Präsident kündigte daraufhin die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien an.
Die von al-Scharaa angeführte HTS-Miliz und mit ihr verbündete Gruppierungen hatten Machthaber Assad nach jahrzehntelanger Herrschaft seiner Familie im Dezember gestürzt. Die HTS ist ein früherer Zweig von Al-Kaida, hatte sich jedoch vor Jahren von dem Terrornetzwerk losgesagt. Der frühere Dschihadist al-Schaar bemüht sich seit seinem Amtsantritt um ein moderateres Image.
V.Chauhan--MT